Vieles wurde unterm Deckel gehalten, bevor die Mauer fiel. Als im Winter 1989 der Zensor abdankte, beschlossen die drei Freunde Olaf Trunschke, Rüdiger Frenzel und Jörg Dittmann: Wir gründen einen Verlag! ‒ So wurde »octOpus« einer der ersten neuen Privatverlage im Osten Deutschlands.
Die Geschichte unseres Verlages, wie vieles in diesem Land, begann vor dem Anfang. Im August 1989 erschien in einer Auflage von 20 Exemplaren unser erstes Buch: als Xerox-Kopie und handgefertigt. So beginnen wir nun, was wohl einmalig ist, unser Programm gleich mit einer Nachauflage.
Aus dem Programmheft 1990
Zum Ziel hatte es sich der junge Verlag gesetzt, in seiner OKTAV-Reihe anspruchsvolle Klassiker der Moderne und zeitgenössiche Autoren, denen bis dahin die Verlagshäuser verschlossen gewesen waren, zu vereinen.
Frech wie octOpus, meinten wir, sei das richtige Motto für unseren jungen Verlag. In der OKTAV-Reihe wollen wir künftig aufsässige Klassiker, moderne Täter und Abtrünnige aller ART versammeln: Erzählungen und Gedichte, Essays und Grafiken, Fotos und Montagen finden hier ihren Platz in Taschenbüchern, die nicht bloß so heißen. Klein, aber octOpus.
Aus dem Programmheft 1991
Tatsächlich sind in den ersten Jahren acht Bücher im OKTAV-Format erschienen:
1989
Olaf Trunschke, Das Menschen-Museum, OKTAV 1
1990
Max Weber, Wissenschaft als Beruf, OKTAV 2
Oskar Panizza, Psichopatia Criminalis, OKTAV 3
Gabriele Berthel, Auszug der Wahrheit, OKTAV 4
1991
Sigmund Freud, Eine Teufelsneurose, OKTAV 5
Bertram Kronenberger, Aufstieg, OKTAV 6
1992
Paul Scheerbart, Rakkox der Billionaer, OKTAV 7
Hans Brinkmann, Ausser Trost, OKTAV 8
Die optische Gestaltung der Reihe lag in den Händen des Grafikers Thomas Seiffert. Dem frühen Einsatz von DTP und Print on Demand mittels Risographie folgte ab 1993 die Hinwendung zu den Elektronischen Medien: Software-Entwicklung und Publikationen auf Diskette und CD-ROM traten mehr und mehr an die Stelle des klassischen Buches.
Rund fünfzehn Jahre sollten vergehen, bis unter dem Label »amok:books« das gedruckte Wort wieder einen Platz fand zwischen Deckel und Buchrücken.