chronik eines angekündigten schiffbruchs

Wie setzt man die Normen und Werte der Zivilisation in den Sand? — Franzobel erzählt in seinem großen Roman vom Schiffbruch der Fregatte Medusa im Jahr 1816. Die Besetzung der Tragödie: Ein unfähiger Kapitän, der lieber einem Dahergelaufenen vertraut als seinen Offizieren, die ihn warnen vor der Arguin-Sandbank. Ein Gouverneur, dem es nicht schnell genug geht in den Senegal. Viel buntes Volk …
Jene, die in der Kapitänsmesse speisten, machen sich mit den Booten davon, als das Schiff auf der Sandbank festsitzt. Für 147 Menschen bleibt nur ein zwanzig Meter langes Floß.
Fünfzehn ausgemergelte, nackte Gestalten werden schließlich nach zwei Wochen auf See gerettet. Zuerst ging der Zwieback zur Neige, Wasser und Wein wurden knapper und knapper, zuletzt blieben nur die Leichen …
Niemand will die Wahrheit wissen. Keiner will Schuld tragen an der Tragödie. Franzobel erzählt, wie im Überlebenskampf Stück für Stück die Zivilisation über Bord geht: Ein düsteres Gleichnis für künftige Katastrophen. Der Roman beruht auf Tatsachen.